Am Mittwoch, den 2. Juni 2010, landete das größte Passagierflugzeug der Gegenwart, der Airbus A380-800, erstmals auf dem Linzer Flughafen. Trotz strömenden Regens ließen sich tausende Schaulustige dieses Ereignis nicht entgehen. Mit diesem 56-minütigen Kurzbesuch wurde der Flughafen Linz als möglicher A380-Ausweichflughafen bei Lufthansa erprobt, ein Umstand, der nicht auf allen Flughäfen möglich ist.

 

Als am 27. April 2005 der Airbus A380 in Toulouse seinen Erstflug hatte, dachte wohl so mancher:" Dieses Riesenflugzeug wird wohl nie nach Linz kommen!". Fast genau 5 Jahre später war es dann aber so weit. In der offiziellen Pressemitteilung der Deutschen Lufthansa AG vom 9. April 2010 tauchte Linz als Landeort im Rahmen der mehrtägigen A380-Testflüge auf. Zuvor nahm der Nürnberger Flughafen diesen Platz ein, der aber aufgrund von Bauarbeiten über eine verkürzte Piste in diesem Zeitraum verfügt. Dadurch rutschte Linz in das Flugprogramm hinein und bestätigte somit seinen Wert als möglicher Ausweichflughafen, der selbst die größten Flugzeuge aufnehmen und abwickeln kann.

Natürlich ist der A380 nicht irgendein Flugzeug, sondern (derzeit) DAS Flugzeug. Mit 72,80m Länge, 79,80m Spannweite und unfassbaren 24,10m Höhe fasziniert es nicht nur die eingefleischtesten Luftfahrtenthusiasten, sondern auch die breite Bevölkerung. Je näher der 2. Juni 2010 rückte, desto größer wurde auch das Medieninteresse - sämtliche Druck- und Funkmedien berichteten über das bevorstehende Ereignis, schließlich würde es auch in die Geschichtsbücher eingehen. Alles war für ein Fest angerichtet, wenn nicht der Blick auf die Wetterprognosen gewesen wäre. Wo sich normalerweise die Prognosen verbessern, je näher ein solcher Festtag rückt, desto schlechter wurden sie aber im Hinblick auf die bevorstehende A380-Landung.

Diesmal lagen die Wetterprognosen (leider) richtig, bereits Stunden vor der Landung setzte - teils intensiver - Dauerregen ein. Dennoch ließen sich tausenden Menschen (nach Medien- und Polizeiangaben ca. 10.000) es sich nicht nehmen, bei der A380-Landung "live" dabei zu sein. Schon zu Mittag füllte sich die Besucherterrasse und auch dem Flughafenzaun entlang postierten sich hunderte Zuschauer, Enthusiasten und Planespotter. Schleißlich wollte jeder den besten Blick haben, das beste Foto vom A380 machen. Durch den gewaltigen Zustrom zum Flughafen kam rund um den Airport der Verkehr praktisch zum Erliegen. Sogar aus den benachbarten Bundesländern und den Nachbarländern kamen die A380-Fans, letztendlich, pünktlich zum Ereignis des Jahres.

Um 15:34 Uhr, mit einigen Minuten Verspätung, war es dann endlich so weit: aus den Regenwolken tauchte LH8923 aus Dresden kommend auf, DER A380. Die Fotoapparate knispten im Sekundentakt und die Augen strahlten. Für viele wurde die eigentliche und gewaltige Dimmension des Flugzeuges erst bewusst, als es bei ihnen vorbeirollte bzw. am Vorfeld positioniert wurde. Und so mancher sagte:" Größer geht's wohl nicht mehr - gigantisch!". Doch, auch wenn der A380 der Boeing 747-400 den Rang als größtes Passagierflugzeug der Welt abgelaufen hat, so ist die neue Boeing 747-800 um 3,5m länger als der A380. Die (bislang) unangefochtene Nr.1 ist und bleibt jedoch die sechsstrahlige Antonov An-225 mit ihrer 84m Länge und 88,4m Spannweite. Genau dieses Flugzeug besuchte am 23. März 2003 den Flughafen Linz, als bislang einzige Landung in Österreich.

Nach knapp einer Stunde hieß leider wieder Abschied nehmen, die D-AIMA mit Taufnamen "Frankfurt am Main", rollte zum Weiterflug als LH8924 nach München. Zu Überraschung vieler - auch bekennende Luftfahrtfreaks - machte die "Mike Alpha" keinen "Back-Track" auf der Piste (= Zurückrollen zum Pistenkopf und umdrehen in 90-Grad-Richtung), sondern setzte ihre ca. 320t (das maximale Abfluggewicht auf Langstrecken-Linienflügen beträgt 560t bei ca. 86t Nutzlast) bereits ab dem Taxiway F zum Start an. Zum absoluten Staunen vieler hob sich das "Dickschiff" bereits nach ca. 1.000m in die Luft und verschwand nach wenigen Augenblicken wieder in den Regenwolken.

Was blieb, war ein großes Verkehrschaos, welches sich erst 3 Stunden nach dem Start restlos aufgelösen konnte, und die Erkenntnis, dass der Flughafen Linz auch für diesen Flugzeugtyp geeignet ist. Mit ihren 3.000m Länge und 60m Breite (inklusive den Betonschultern sogar 80m) der Piste 09/27 wurde Linz somit als möglicher A380-Ausweichflughafen (und aller anderen Flugzeugtypen) eindrucksvoll bestätigt.

Text & Fotos: Verein der Freunde des Flughafens Linz, Michael David